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Liebe Leser,

der Aktienkurs von United Airlines (UAL) ist am 17. April vor dem Hintergrund besser als erwarteter Zahlen sehr dynamisch angesprungen und hat ein neues Lokalhoch markiert. Diese charttechnische Bewegung fand damals unter einem sehr hohen Kauf-Volumen statt. Der Umfang war zugleich der höchste seit dem Anfang der Pandemie in Jahr 2020, was darauf hindeuten könnte, dass das Anlegerinteresse zurückgekehrt war. Genau diese Situation haben wir damals sehr gut miterfasst und die These aufgestellt, dass die US-Airlines im Großen und Ganzen kurz vor dem Beginn einer Erholungsbewegung stehen müssten. Dieser Meinung sind nun auch die Experten von HSBC, die Top-US-Airlines explizit thematisiert haben und ihre Aktien in die Coverage mit höheren Kurszielen aufnahmen.

Die US-Airlines dürften bald eine bessere Rentabilität verzeichnen

HSBC-Experten gehen davon aus, dass es eine anhaltende Erholung im Segment der Geschäftsreisen, eine stärkere internationale Nachfrage, knappere Kapazitäten und pandemiebedingte Verhaltensänderungen in der Branche gibt, wovon gerade die US-Airlines in der bald beginnenden Urlaubssaison sehr gut profitieren werden. Im Wesentlichen tendiert man zur Annahme, dass obwohl der Kostendruck in den kommenden Berichtsperioden nicht nachlassen wird, werden die Fluggesellschaft trotzdem in der Lage sein, eine bessere Rentabilität zu verzeichnen und dies dürfte eine Kurstreibende Wirkung haben.

Reiseboom Light

Die Entwicklung in der globalen Reiseindustrie war in den Post-Pandemiejahren nicht homogen. Die US-Fluggesellschaften haben in den letzten drei Jahren zwar einen richtigen Reiseboom erlebt, aber bis zum letzten Quartal fehlten die kaufkräftigen Geschäftsreisenden, was die Gewinnsituation weiterhin belastete. Grund dafür war der entstandene HomeOffice-Trend, wobei sehr viele Menschen weltweit die Vorzüge dieser Arbeitsweise erkannt haben und nicht wirklich darauf brannten, zur normalen Office-Job-Arbeitsweise zurückzukehren.

Der zweite Grund, der die Rückkehr ins Office belastete,

…war der technologische Fortschritt. Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass sich Internetkommunikation sehr schnell weiterentwickelte und gleichzeitig verbreitete, wobei Kommunikationsservices wie Zoom, Microsoft Teams etc. zum Standard der modernen Businesskommunikation aufstiegen. Und so verlief die Erholung bei den Geschäftsreisenden im Vergleich zu den Touristen wirklich schleppend. Doch mittlerweile scheint sich die Situation zu ändern. Genau das haben auch die Experten von HSBC beobachtet. Drei Jahre nach der Pandemie scheinen die Geschäftsreisende wieder da zu sein. Und dies wäre der Segen für die Gewinne der US-Fluggesellschaften.

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https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US02376R1023/LS/american-airlines-group-inc/aktien-21193-18936-19344-4865047-18848-2353680-19994

HSBC initiiert die Coverage der Delta Air Lines (DAL) mit Buy und einem Kursziel von 72,80 USD.

Damit ergibt sich ein Kurspotenzial von etwa 37 %. Der Analyst sagt, dass Delta Air Lines aufgrund seiner starken Wettbewerbsposition an allen wichtigen Drehkreuzen und seiner hohen Durchdringung im Premium-Verkehr (der etwa 45 % des Umsatzes mit Premium-Sitzen erzielt) seine bevorzugte Aktie ist. Außerdem verfügt Delta über die größte und loyalste Mitgliederbasis (rund 120 Millionen Mitglieder), ein ausgewogenes Netzwerk und ein starkes Managementteam, was den Analysten in seiner Top-Pick-Annahme weiter festigt.

Delta rechnet mit mehr Geschäftsreisenden

Der Konzern teilte am 10. April neben den guten Quartalszahlen mit, dass 90 % seiner Firmenkunden damit planen, das Reisevolumen im laufenden Quartal entweder beizubehalten oder zu erhöhen. Und so erwartet Delta, die im ersten Quartal einen zweistelligen Anstieg der Unternehmensumsätze im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete, in der zweiten Jahreshälfte einen Rekordumsatz zu erzielen. Und dies wird logischerweise auch eine enorm positive Wirkung auf die Gewinnsituation des Unternehmens haben. Das DAL-Management erwarte dabei eine anhaltend starke Dynamik für das Geschäft und geht davon aus, dass man im angelaufenen Juniquartal einen Rekordumsatz, eine operative Marge im mittleren Zehnerbereich erzielen wird. Der Bereich rund um Geschäftsreisen fungiert mittlerweile als echter Umsatztreiber mit einer höheren Marge. Die Nachfragestärke, die man zuletzt sah, sei laut dem Konzernmanagement besser als je zuvor und dies verleiht zu der Annahme, dass auch der Rest des Jahres genauso gut aussehen wird.

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HSBC initiiert die Coverage der American Airlines (AAL) mit Buy und einem Kursziel von 17,90 USD.

Damit ergibt sich ein Kurspotenzial von etwa 20 %. Der Analyst geht davon aus, dass das Unternehmen eine starke Position auf dem atlantischen und lateinamerikanischen Markt hat, die sich dank der gestiegenen Reisebereitschaft der Menschen beide gut entwickeln. Außerdem geht der Analyst davon aus, dass American sehr stark von seiner Partnerschaft mit der Alaska Airlines Group (ALK) profitiert. Beide Fluggesellschaften haben zuletzt ihre Partnerschaft vertieft. Im Fokus steht u.a. der Ausbau der Partnerschaft der Vielfliegerprogramme von American Airlines AAdvantage und Alaska Airlines Mileage Plan. Außerdem ist das Unternehmen an der Westküste stark vertreten und hat das fast 64 % seiner Kapazität auf dem Inlandsmarkt eingesetzt. Dies ist mehr als seine Konkurrenten United mit 54 % und Delta mit 62 %.

American Airlines – auf dem Weg zur besseren Marge

Der Konzern hat in dieser Hinsicht auf die Herausforderung der Postpandemiezeit reagiert und hat die Vertragsbedingungen mit großen Firmenkunden neu definiert, was der Fluggesellschaft vor dem Hintergrund der Wiederbelebung von Geschäftsreisen zukünftig helfen dürfte, eine bessere Marge zu erzielen. Grundsätzlich muss man hier anmerken, dass während der Anstieg der Geschäftsreisen weitgehend mit der Rückkehr der Menschen in die Büros zusammenhängt, sagen die Führungskräfte der führenden Fluggesellschaften, dass Firmenkunden aufgrund der verbesserten wirtschaftlichen Aussichten auch ihre Geldbörsen lockern. Und in diesem Fall wäre dies eine sehr gute Nachricht für die gesamte US-amerikanische Flugindustrie, die nun in den kommenden Quartalsperiode und ggf. Jahren auf deutlich höhere Margen hoffen dar.

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HSBC initiiert die Coverage der United Airlines (UAL) mit Buy und einem Kursziel von 62,20 USD.

Damit ergibt sich ein Kurspotenzial von etwa 15 %. Der HSBC-Analyst geht davon aus, dass United Airlines eine riskantere Anlageoption mit der höchsten potenziellen Rendite (ROIC) ist, da sie in den nächsten 5-6 Jahren die höchsten CAPEX (Investitionsausgaben) haben wird. Dabei verfügt United Airlines über ein ziemlich ausgewogenes Netzwerk, wobei fast 50 % seiner Kapazität auf dem internationalen Markt eingesetzt werden, wo die Nachfrage weiterhin stark ist. Außerdem erwartet das Unternehmen, dass sich die Profitabilität in diesem operativ ausgerichteten Geschäft mit der Kapazitätserhöhung verbessern wird.

United Airlines (UAL) profitiert vom Reiseboom

Die ersten positiven Anzeichen dieser Annahme sahen wir bei den letzten Quartalszahlender Konzern verzeichnet in diesem Jahr dank der steigenden Nachfrage nach Geschäftsreisen einige der größten Unternehmensbuchungen in seiner Geschichte. Der Finanzchef von United, Michael Leskinen, sagte am 17. April, die Erholung des Geschäftsverkehrs sei "Wind in unseren Segeln" und sagte, dass die aktuellen Trends zwar stark seien, aber "die Zukunft noch besser ist", was die Aktie zum damaligen Zeitpunkt zusätzlich beflügelte. Die Geschäftsreisen machten vor der globalen COVID-Pandemie bis zur Hälfte des Passagierumsatzes bei US-Fluggesellschaften aus. Und nun scheint sich diese Sparte auf dem Erholungsweg zu befinden. Die bis zuletzt schleppende Erholung zwang dabei die vom Geschäftsverkehr abhängigen Fluggesellschaften, ihr Netzwerk zu überarbeiten und sich mehr auf Urlauber zu konzentrieren. Und so sank auch die Preissetzungsmacht, da in den letzten drei Jahren in wichtigen Freizeitmärkten eine Überkapazität herrschte. United war in dieser Hinsicht keine Ausnahme und so hat die Fluggesellschaft ein Teil seiner Flotte in Märkte wie Florida und Las Vegas verlagert.

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Southwest Airlines Company (LUV) on HOLD

Abschließend bleibt es zu erwähnen, dass HSBC die Coverage der Southwest Airlines Company (LUV) nur mit einem Hold-Rating und einem Kursziel von 27,80 USD initiiert hat. Der Analyst sagt, dass LUV mit 817 Flugzeugen (90 % im Besitz) die größte Billigfluggesellschaft in den USA ist und ihre Stückkosten fast 10 % niedriger sind als bei UAL, 15 % niedriger als bei AAL und etwa 24 % niedriger als bei DAL. Außerdem schreibt er, dass die Kosten pro Treibstoffeinheit 9 % niedriger waren als bei American Airlines, 13 % niedriger als bei Delta und etwa 6 % niedriger als bei United Airlines. Im Wesentlichen hat er das Ganze als sehr positiv empfunden, zeigte sich jedoch besorgt über den weiterhin herrschenden Kostendruck und die hohe Abhängigkeit von kriselnden Boeing 737 Max-Flugzeugen. Und daher wählt er im fall von LUV eine abwartende Haltung.

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Fazit

Schließlich bleibt es anzumerken, dass Airline-Play sehr spezifisch ist und normalerweise sehr stark von Kerosinpreisen abhängt. Was allerdings neu ist, wäre das positive Momentum rund Geschäftsreisen, was bei einem intakten Reisetrend in eine bessere Profitabilität münden dürfte. Und obwohl alle Fluggesellschaften sehr gute Chancen haben, Richtung 2024/25 in eine dynamische Erholungsphase zu übergehen, favorisieren wir zu diesem Zeitpunkt weiterhin die Aktie von Delta Air (DAL) und United (UAL), wobei auch American (AAL) auch ein akzeptables Rebound-Play wäre.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!

Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid besitzt derzeit Aktien von American Airlines (AAL), die im Text mitangesprochen werden.